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MRSA

MRSA (Methicillin-Resistente bzw. Multiresistente Staphylococcus aureus)

Die Bakterien-Spezies Staphylococcus aureus findet sich bei vielen Menschen z.B. auf den Schleimhäuten im Nasen-Rachen-Bereich oder auf der Haut selbst. Man geht derzeit davon aus, dass ca. 20-30% der Menschen permanente Träger dieser Bakterien sind – in diesen Fällen auch als Kolonisation oder Besiedlung bezeichnet. Eine solche Besiedlung geht bei gesunden Personen gewöhnlich nicht mit einer Erkrankung oder Infektion einher, und nicht immer liegen bei den Bakterien auch Resistenzen gegen Antibiotika vor. Insbesondere die Nasenvorhöfe stellen den primären Ort für die Vermehrung dar, auch als Reservoir bekannt. In Deutschland sind nach aktuellem Stand ca. 0,5-2% der Bevölkerung mit den antibiotikaresistenten Stämmen von Staphylococcus aureus besiedelt. Diese Staphylokokken werden MRSA gekannt (Methicillin-resistente, oder auch multiresistente Staphylococcus aureus-Stämme, MRSA).

MRSA – Geschichte

In den 60er Jahren wurden bei einigen MRSA-Stämmen erste Antibiotikaresistenzen nachgewiesen, also bereits nur wenige Jahre nach Einführung von Antibiotikatherapie. Ein klassisches Beispiel für rasche evolutionäre Anpassung „vor unseren Augen“. Ab Mitte der 90er Jahre wurde in Deutschland im Zeitraum von 20 Jahren ein bedeutsamer Anstieg der MRSA-Rate (unter Betrachtung aller untersuchten Staphylococcus aureus-Stämme) von 2% auf mehr als 20% verzeichnet. Staphylococcus aureus zählen weltweit zu den häufigsten Erregern, die für nosokomiale (= im Krankenhaus erworbene) Infektionen wie Wund- und Weichteilinfektionen, Pneumonie, Sepsis/Blutvergiftung verantwortlich sind. In Deutschland nehmen glücklicherweise seit 2012 die Fallzahlen schwerer MRSA-Infektionen ab. Diese Dynamik ist nach Angaben vieler Experten auf den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika und auf  entsprechende Hygienemaßnahmen zurückzuführen, die auch durch Beteiligung von MRE-Netzwerken überwacht und weiterentwickelt werden. Dennoch führt eine MRSA-Infektion neben dem damit verbundenen Leid betroffener Patient:innen zu durchschnittlichen Mehrkosten in der Behandlung von etwa 10 000 Euro pro Fall. Dabei sind Infektionen durch MRSA, für die es nur noch einige, meist nebenwirkungsreichere Möglichkeiten der Antibiotikatherapie gibt, als besonders kritisch und belastend einzustufen.

MRSA – Infektionen und Behandlung

In der Regel entwickelt sich nur bei einem geringen Anteil MRSA-besiedelter Menschen eine Infektion.

MRSA und auch nicht antibiotikaresistente Staphylococcus aureus Erreger sind im Feld der ambulanten Medizin oft verantwortlich für Haut- und Weichteilinfektionen. Gelegentlich treten aber auch schwere und/oder wiederholte, abklärungsbedürftige Infektionen auf, die eine Weiterbehandlung der Patient:innen erfordern, mit dem Ziel, eine sogenannte Sanierung zu erreichen (=Dekolonisation).

Bei Patient:innen mit bestimmten Vorerkrankungen oder im Falle größerer Eingriffe (bspw. Herzoperationen, orthopädische Eingriffe) bestehen erhöhte Risiken, welche im Vorfeld fachlich-medizinisch besprochen werden sollten. Ordnungsgemäß durchgeführte Behandlungen der Haut und/oder Nasenschleimhäute senken das Infektionsrisiko erheblich. Wenn bei Betroffenen aufgrund festgelegter Risikokriterien ambulante Sanierungsbehandlungen nötig werden, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die damit verbundenen Kosten sowie ggf. auch eine Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst.

MRSA – Entstehung und Ausbreitung in der Umwelt

Als Ursachen für die Entstehung und Ausbreitung von multiresistenten Erregern wie MRSA liegen in erster Linie folgende Mechanismen zugrunde:

  • hoher Selektionsdruck durch (u.a. unsachgemäßen) Einsatz von Antibiotika, wodurch Bakterien mit entsprechenden Mutationen bevorzugt werden
  • Mängel bei Präventions- und Hygienemaßnahmen (Desinfektion, Überwachung von Besiedlungen etc.)
  • fehlende bzw. unzulängliche Weiterbehandlung betroffener Personen über die Sektoren im Gesundheitswesen hinweg, z.B. bei niedergelassenen Ärzt:innen, Pflegeeinrichtungen, …

Zum Nachweis der Besiedlung dienen ein Mund-Nasen-Abstrich und ggf. weitere Abstriche wie ein Wundabstrich.

Staphylokokken sind gegen viele Umwelteinflüsse stabil (z.B. Trockenheit, Salz), weswegen sie auf der Haut, auf Nahrungsmitteln und in der unbelebten Umgebung mehrere Monate überleben können. Hände- und andere Desinfektionsmittel sind jedoch wirksame Mittel im Einsatz gegen MRSA. Daher können Staphylococcus aureus effektiv und langfristig aus Wunden und von der Haut mittels geeigneter Antiseptika entfernt werden (= Dekolonisation oder auch Sanierung).

MRE⁺ OWL

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