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MRGN

MRGN (multiresistente gramnegative Bakterie)

MRGN sind von Stäbchen-förmiger Gestalt und weisen sog. gramnegative Färbeeigenschaften auf. Diese Gruppe antibiotikaresistenter Bakterien-Spezies lebt zahlreich im Darm gesunder Menschen. Außerdem lassen sich MRGN in den benachbarten Harnwegen und auf der Haut nachweisen. 

Je nach Anzahl der Resistenzeigenschaften wird weiterhin nach 3MRGN bzw. 4MRGN unterschieden.

3MRGN (Resistenzen gegenüber drei der wichtigsten bei schweren Infektionen eingesetzten Antibiotikagruppen) kommen in Regionen wie z.B. Südeuropa und Asien häufiger vor als bspw. in Deutschland. Nach einigen Monaten der Besiedlung kann sich diese wieder verlieren, gleichwohl ist ein chronischer Träger-Status über Jahre nicht auszuschließen.

4MRGN (Resistenzen gegenüber aller vier der wichtigsten Antibiotikagruppen) kommen in Deutschland nur gelegentlich vor. Dabei sind vorwiegend Risikogruppen im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten betroffen, was die Wichtigkeit aller möglichen Präventionsmaßnahmen nochmals untermauert.

Erschwerend für die Bekämpfung von MRGN kommt hinzu, dass Resistenzen gegen Antibiotika auch genetisch untereinander ausgetauscht werden können. Dies beschleunigt zusätzlich die Ausbreitung resistenter Stämme.

MRGN – Geschichte

1983 wurden MRGN erstmals beschrieben und nach den Enzymen benannt, die in der Lage sind Antibiotika abzubauen und somit die Resistenz vermitteln ( ESBL = extended spectrum Beta-Lactamasen bildende Bakterien). Im weiteren Verlauf entdeckten Forscher immer neuere und verschiedene Resistenzmechanismen und die zugrundeliegenden Resistenzgene. Schnell reichte der Begriff ESBL nicht mehr aus wodurch in Deutschland der Begriff MRGN (multiresistente gramnegative Bakterien) etabliert wurde.

MRGN – Infektionen und Behandlung

Personen mit Grunderkrankungen oder Wunden / Verletzungen sind in erster Linie anfällig für Infektionen mit resistenten bzw. auch nicht resistenten gramnegativen Bakterien.

Zunehmend sind MRGN weltweit für nosokomiale (= im Krankenhaus erworbene) Infektionen verantwortlich. Diese Erreger lassen sich mittlerweile in mehr als 10% der untersuchten Krankenhausproben nachweisen. So zum Beispiel die MRGN Spezies Klebsiella pneumoniae, ein typischer Verursacher von im Krankenhaus erworbener Lungenentzündung (mit 10,8% Nachweis von 3MRGN, 0,4% 4MRGN und 88,8% nicht-resistenter Bakterien, gemäß Überwachungsdaten des NRZ von 2018).

Vor allem bei schwerkranken Patient:innen treten MRGN im Zusammenhang mit Wund-, Haut-, Atemwegs-, Harnwegs- oder Weichteilinfektionen auf. Dabei stellen schwerkranke Personen mit einer Historie an häufigen Antibiotikaanwendungen das Reservoir für 4MRGN und manchmal sogar panresistente Bakterien dar. In diesem Zuge begünstigen Antibiotikaanwendungen häufig die Selektion körpereigener resistenter Bakterienstämme. Erschwerend kommt hinzu, dass eine langfristige Entfernung der Bakterien von Haut und Schleimhaut mittels Antiseptika (= Dekolonisation bzw. Sanierung) wegen dem Erregerreservoir im Darm nicht möglich ist. Daher sollte durch verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika und durch strenge Hygienemaßnahmen die Verbreitung der MRGN möglichst lange und effektiv unterbunden werden (siehe z.B. KRINKO-Empfehlung zu MRGN 2012, u.a. rationaler Einsatz von Carbapenem-Antibiotika).

MRGN – Entstehung und Ausbreitung in der Umwelt

Als Ursachen für die Entstehung und Ausbreitung von multiresistenten Erregern wie MRGN liegen in erster Linie folgende Mechanismen zugrunde:

  • hoher Selektionsdruck durch (u.a. unsachgemäßen) Einsatz von Antibiotika, wodurch Bakterien mit entsprechenden Mutationen bevorzugt werden
  • Mängel bei Präventions- und Hygienemaßnahmen (Desinfektion, Überwachung von Besiedlungen etc.)
  • fehlende bzw. unzulängliche Weiterbehandlung betroffener Personen über die Sektoren im Gesundheitswesen hinweg, z.B. bei niedergelassenen Ärzt:innen, Pflegeeinrichtungen, …

In der Umwelt finden sich MRGN bevorzugt in feuchter Umgebung (z.B. Rohrleitungen) und in Biofilmen. Infolgedessen spielt die Sanitärhygiene eine zentrale Rolle für die Infektionsprävention. Manche MRGN-Spezies (z.B. Acinetobacter) sind in der Lage, sogar auf trockenen Flächen in der Umgebung für einige Zeit zu überdauern.

Reservoire für MRGN sind in den entsprechenden Risikobereichen in Krankenhäusern weltweit zu finden. Durch den wenig kontrollierten Einsatz von Antibiotika in Regionen wie z.B. Südeuropa und Asien konnten sich MRGN Spezies auch außerhalb von Krankenhäusern verbreiten.

So gelten mittlerweile auch weitere Einrichtungen des Gesundheitssystems als Risikobereiche für die Übertragung und Besiedlung durch MRGN. Dieser Prozess ist altersunabhängig, jeder Mensch kann diese Bakterien aufnehmen und über Monate (teils sogar Jahre) kolonisiert bleiben. Im Fall von Verletzungen oder Abwehrschwächen besteht die drastische Gefahr einer Infektion mit den MRGN-Bakterien (Resistenz-Surveillance des ECDC und der WHO).Daher verwundert es nicht, dass MRGN aufgrund der weltweit ansteigenden Vorkommen und den damit verbundenen Komplikationen von der WHO als eine der größten Herausforderungen der Antibiotika-Therapie eingestuft werden.

MRE⁺ OWL

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